Zwei rituelle Treffen der heutigen Zeit waren in den letzen zwei Wochen. Das fröhliche Protestieren am 1. Mai in Zureich und das fröhliche Saufen an der Rhema in Altstätten. (Für Nicht-Rheintaler die Rhema ist wie eine kleine Ausgabe der St.Galler Olma) Ich war an beiden und es war an beiden wie jedes Jahr.
1. Mai in Zürich
Der 1. Mai startete routinemässig mit einem Rundgang durch die Stadt. Das sollte eigentlich eine Demo sein, wird aber selbst von den Veranstaltern als Umzug definiert. Denn es sind eher einzelne Gruppen unterwegs als eine grosse Demo. Die Kurden mit ihren Märtyrern-Bildchen, die Kommunisten von der MPLK mit ihren Mao-Postern, die Gewerkschaften mit ihren UNIA-Fahnen und der revolutionäre Block mit den Vermummten. Alles echt herzig. Das Wort Solidarität steht überall, aber mögen tut sich keiner von denen. Danach gibt auf dem Helvetiaplatz und im Kasernenareal zuerst Reden die niemanden interessieren und danach n lustiges Fest mit Konzerten und Essen aus aller Welt. Wer Lust auf Action hat und seinen Frust abreagieren will, kann n bisserl die Bullen angreifen oder wie diese Jahr das SP-Fest. Gefährlich ist das nicht, weil man sich immer wieder ans 1. Mai-Fest zurück ziehen kann.
Team Blue vs. Black Bloc geht in die nächste Runde
Der Kampf zwischen Black Bloc und Team Blue geht dann solange, bis die Bullerei sich an ihre SVP-Wurzeln erinnert und das Fest stürmt, fröhlich und grosszügig Tränengas und Gummischrot an alle Festbesucher, ob Kinder oder ältere Menschen egal, verteilt. Wer hier wirklich Dampf ablässt ist unklar. Das ganze ist ungefähr so politisch, wie wenn der FC Bayern München Deutscher Meister wird.
Rhema in Alstätten
Das Motto der Rhema sagt schon viel über sie aus. Zuerst läuft man durch die Messe wo verschiedene Firmen ausstellen. Tut man so, als wäre man an den präsentierten Produkten interessiert, kriegt man überall Bier oder Wein for free. Das muss man ausnützen. Unbetrunken hält man die Rhema nicht aus und die Preise für Alk sind viel zu hoch. Um 21:00 macht die Messe zu, dann geht es in die Festzelte. DJ Fruchtzwerg legt Gröllsound auf.
Das kleine Faschomädchen will euch an der Rhema sehen
Mit einem Kumpel hab ich mal für n Radio ne Umfrage gemacht, wieso die Leute an die Rhema gehen. 70 % aller Frauen wollen einen Typ kennen lernen und 90 % der Männer suchen was zu ficken. Im Festzelt angekommen, trinkt man weiter läuft rum, trifft Leute von früher... trinkt weiter, läuft rum, trifft Leute von früher... trinkt weiter, torkelt rum, trifft irgendwelche Leute aus ner anderen Zeit. Irgendwann hat man auch die letzen Schamgefühle verloren. Was dann passiert, weiss ich nicht mehr so genau...hab es jeweils vergessen. Die Securitas bringen einen aber auf jeden Fall immer zum Ausgang, was ich sehr praktisch finde. Auf Grund der besonderen Umstände kann man sich je nach Bedürfnis prügeln, rumknutschten, Leute ankotzen, Nackt nach Hause radeln usw., alles was sonst nicht erlaubt ist.
Fazit an beiden Festen kann man so richtig die Sau rauslassen. Die Diktatur der Angepassten lässt etwas Freilauf. Inhalte? Was für Inhalte? Wir leben in der besten aller Welten, da braucht es keine Inhalte mehr. Dann doch eine kleine Kritik. Das Ende der Geschichte ist ziemlich langweilig.
Monday, May 08, 2006
1. Mai in Zürich und Rhema in Altstätten
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1 comment:
tja, das ist die tatsache.. aber irgendwie muss ich schon wieder an den spruch "we love to entertain you" denken...guter bericht. ach übrigens einen gruss vom felix, der wollte mir an der rhema einen feuerlöscher verkaufen...
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