Thursday, March 01, 2007

AKW für die Schweiz... wieder ein Schritt weiter!

In der Schweiz sollen wieder neue Atomkraftwerke gebaut werden. Es wird zur Zeit viel über Energie und Klima diskutiert. Die Stomindustrie hat den Zeitpunkt genutzt und die Diskussion zum Thema AKW neu lanciert. (oder war es doch der Bundesrat?!) Axpo Sponsor der einheimischen Fussballliga, dem es egal ist, dass man ihn nicht als Stromanbieter erkennt, denn Hauptsache das Image ist positiv, sendet in Kino und bald Fernsehen Clips mit Köbi-National(trainer der Schweizer Fussballmannschaft) welche die Diskussion über Energie fördern sollen.

Ich bezweifle ob diese Clips neue Inputs geben werden. Sie haben vor allem zwei Botschaften, welche urchig schön verpackt werden. 1. Wir brauchen Strom 2. Alternative Energien sind eher lächerlich. Dass der Stromproduzent Axpo überhaupt kein Interesse am Energie Sparen hat, was für ihn nämlich tiefere Verkaufszahl bedeuten würde, ist klar. Energieminister Leuenberger hat das auch erstaunlich schnell festgestellt. Er kritisierte die Werbung im „10vor10“ und tags darauf konterte Köbi Kuhn. Toller Dialog. Gerecht wäre natürlich Energiesparer mit billigeren Preisen zu fördern, Energieverbraucher mit höheren zu bestrafen, (proportional wie bei den Steuern) dadurch mehr Effizienz zu schaffen, aber wenn es nicht um Produktionssteigerung geht, ist der freie Mark nicht sehr innovativ.

Kirchtürme der heutigen Zeit oder doch keine Glaubsenfrage?


Köbi Kuhn hat sich übrigens im Blick vom 27.2. 07 schon einiges schlauer ausgedrückt, als im „10vor10“. Er meinte er brauche im Monat nur Strom für ca. 15 Fr. und spare wo er nur könne. Deshalb kann er gar kein Lobbyist sein, ist ja logisch. Danke Köbi bescheiden und ein Vorbild wie immer. Einer dieser Clips, jener der sich über Solarenergie lustig macht, wurde von Axpo auf Grund der Kritik wieder zurückgezogen. Das macht nun wirklich Angst, denn damit geben sie ihre Absichten ja zu. Nur nicht den Energiedialog stören… jaja… Politische Diskussionen in Zeiten der Privatisierung. Der Ablauf wie das Thema AKW in Zeitungen vorkam, war sehr interessant.

Zuerst kam vom Bundesrat die Devise wir brauchen neue AKW´s. Über diese Botschaft wurde als Botschaft in allen Zeitungen berichtet. Dann wurde darüber etwas debattiert ohne diesen Grundsatz ehrlich zu hinterfragen. Erst als die Botschaft „Wir bauen sowieso neue Atomkraftwerke“ mal gesetzt war, wurde in den Medien das ungelöste Problem der nuklearen Abfälle erwähnt. Zeitlich Abfolge der Medienberichte war also 1. Wir brauchen neue AKWs. 2. Wir bauen neue AKWs 3. Die jetzigen Standorte wären bereit für neue AKWs 4. Die Frage bleibt wohin mit dem nuklearen Abfall. Und da zwischen 1. und 4. eine Woche Bla bla liegt, tangieren sie sich nicht wirklich. Zum Glück leben wir in einem Land in dem jede Zeitung schreiben, darf was sie will. Dadurch können kontroverse Debatten entstehen und neue Lösungen. Ausser man manipuliert das System, aber das würde sich doch nie jemand trauen. (es tut es Gott sei dank selber)

Die Kommunisten haben es versaut: Reaktor von Tschernobyl


Das nur durch Energiesparen eine Lösung gefunden werden kann, ist wieder in den Hintergrund getreten. Aber es ist so. Egal wie sehr wie alternative Energien fördern, egal wie fest wir die Erde mit Öl, Gas, Kohle oder Uran noch verschmutzen, langfristig werden wir den Energiebedarf der Wirtschaft und der Privaten nicht mehr decken können. Nur ist die Wirtschaft noch nicht bereit umzustellen, sie braucht Zeit und die gibt man ihr. Am WEF in Davos wurde der Klimawandel als Tatsache akzeptiert, ja fast bejubelt. Die Techniken zur Herstellung von umweltfreundlicher Energie und zum Energiesparen als neuer Boommarkt der Zukunft gepriesen. Mit Betonung auf Zukunft, der Markt braucht noch etwas Zeit.

Unsere Wirtschaft funktioniert ja nach Schaffen von Bedürfnissen. Bestes Beispiel dafür ist das Handy; verkauf es billig, schau das jeder eins braucht. Heute ist es soweit, dass mensch ohne Handy auf einer sozial einsamen Insel lebt, ohne Kontakte nach aussen. Aber die Wirtschaft scheint nicht so flexibel zu sein, jetzt schon das Bedürfnis nach Nachhaltigkeit zu fördern, denn der strukturelle Wandel ist riesig. Es wird noch einige Zeit gehen, bis uns suggeriert wird, dass wir „Sparlampen“ und „Geräte ohne Stand-By-Funkton“ „brauchen“. Stromverkäufer wie Axpo stehen darum sehr unter zeitlichen Druck, doch noch Umstände zu schaffen um auch in Zukunft genug Energie anbieten zu können und das geht nur über Atomkraftwerke. Sie stehen in direkter Konkurrenz zu den Anbietern von nachhaltigen Produkten. Der ach so flexible freie Markt ist also genau so schwerfällig wie die demokratische Staaten, ja er scheint so gar noch langsamer zu reagieren.

Atomkraftwerke in der Schweiz

Dass Europa, welches im Verhältnis zu den USA viel weniger Energie pro Person braucht, sich einen riesigen Vorteil herausholen könnte, wenn es anfangen würde, von sich aus weniger Ressourcen zu verbrauchen, scheint uns hier nicht klar zu sein. Dabei ist die Abhängigkeit vom Gas Russlands und vom Öl aus dem Osten ein finanzieller und politischer Schadensfaktor von gigantischem Ausmass. Das Argument, dass die Wirtschaft für den Wohlstand der Gesellschaft sorgt, trifft hier auf Grund der globalen Verstrickungen der Grosskonzerne nicht zu. Hätten Politiker und Wirtschaftsleute egoistisch nur das Wohl Europas im Sinn,(was ich auch nicht so toll fände, aber immer so kommuniziert wird) so müssten sie schon längst auf Nachhaltigkeit und Sparsamkeit setzen.

Die europäischen Grosskonzerne verhindern aktiv, dass für die kommenden Generationen eine bessere Ausgangslage geschaffen wird. Die Energiedebatte ist schlussendlich auch die Frage ob der Kapitalismus fähig sein wird, nicht nur Überfluss und im Überfluss sogar neue Bedürfnisse die über diesen hinausgehen herzustellen, sondern auch produktiv mit den dem Menschen natürlich gesetzten Grenzen umzugehen. In die Breite zu wachsen und nicht nur in die Höhe. Die letzen Wochen und die Medienberichte über die neuen Atomkraftwerke lassen einen sehr stark zweifeln, ob ein Bewusstsein zu dieser Problematik existiert. Wir wursteln lieber noch etwas weiter.

Axpo Clips
10vor10 Archiv 1 + 2
Blick 27. 2. 2007

1 comment:

Unknown said...

karl marx hat mal gesagt: die wirtschaft muss den bedürfnissen der gesellschaft folgen. vielleicht hat da ja jemand was falsch verstanden oder diese forderung etwas umgedeutet. den die globale wirtschaft folgt den bedürfnissen der konsumentin des konsumenten, die individuellen begehren jedes einzelnen. ich will ein handy ich will nicht alleine sein. ich will billigen strom. wozu brauchts wohl marketing und werbung? ja und es wird wirklichkeit insziniert. das geht soweit das die wirklichkeit unserer emotionen und somit unserer bedürfnisse gesteuert werden kann. kein schwein ruft mich an! ezetera.
um auf den lebensstrom zurück zu kommen. der konsument die konsumentin verlangt nach billigem strom. die axpo verlangt nach einem neuen atomkrauftwerk also hätten sie die archive gelöscht. beim bundesrat biltzt kurz ein gewissen
auf, aber die atomlobby war sehr lieb zu ihm. ich kann mich noch errinnern vor gut 10 jahren war eine euphorie da, vorallem in der stadt in der ich dazumal gelebt habe freiburg im breisgau es enstanden solarfabriken, der müll wurde getrennt, und die blumen blühten, der ausstieg aus der atomenergie wurde beschlossen. was ist seither passiert? die technologische entwicklung hat riesen sprünge gemacht, aber ich sehe nur das "bewährte". atomkraft ist sauber! gaskraftwerke sind billig! dem kapitalismus den stecker ziehen bitte!