Monday, September 25, 2006

Köppel's back*



Die Weltwoche hat mir endlich erklärt, um was bei der heutigen Islamdebatte geht. Auf der Titelseite steht "Kampf der Kulturen I" Mensch gegen Neandertaler. Entscheidung in der Steinzeit von Stefanie Schramm unter einem Bild eines Neandertalers. "Kampf der Kulturen II" Der Papst, Mohammed und der träumende Westen mit Texten von Hanspeter Born, Paul Badde und Oriana (the Märtyrerin) Fallaci ( zum Glück endlich tot, es wurde zu jedem ihrer Artikel in der Weltwoche erwähnt, dass sie 1968 in Mexiko-Stadt angeschossen worden war)

Humor ist wenn man trotzdem lacht. Wer dieses Titelbild aber für Ironie hält wird enttäuscht. Der Text zu den Neandertalern beschreibt die zwei Thesen, dass sich die Neandertaler entweder mit den Menschen vermischten, oder aber von Menschen (aus Afrika kommend) ausgerottet wurden. Zweiteres wird heute anscheinend angenommen. Die Neandertaler waren vom Wesen her wohl einiges primitiver als die Menschen. Jedoch war es für sie auf Grund ihrer robusten Art eigentlich einfacher im kalten Europa zu überleben. Der Text ist nicht sonderlich spannend oder innovativ.

Der Text von H. P. Born über die Papstrede ist für Borns Verhältnisse harmlos, viel bla bla, Herr Born hätte auch einfach den Satz schreiben können, "Ihr hättet dem Papst genauer zu hören sollen". Da hat er nicht unrecht, wie dann Paul Badde in einem dem Papst und seinem Kompetenzwahn in kulturellen Fragen absolut unkritisch gegenüberstehenden Bericht schreibt. Ja, aber Zeitungen müssen verkauft werden, fundamentalistische Islamisten sind dankbar für die Steilpässe die ihnen die westliche Presse und Politiker immer wieder liefern. Oriana Fallacis Text ist dann nur noch Hass predigen gegen den Islam. Den SIE hat es ja schon immer gewusst und verlangt vom Westen endlich für seine Werte zu kämpfen.

Das Margeau war grad für drei Wochen im Iran. Er besuchte die Hochzeit eins iranischen Freundes, welcher in Deutschland lebt. Sein Fazit spricht nicht für den politischen Zustand dieses Landes. Es ist eine Diktatur in der Frauen unterdrückt werden, alle Menschen die ganze Zeit aufpassen müssen was sie sagen und Alkohol trinken eine der schlimmsten Straftaten ist, welches es gibt. (ok, das find vielleicht nur ich sehr schlimm :-)) Das Militär sei dauernd präsent und der Westen werde als teuflisch angesehen. Das hindert aber niemand daran Coca Cola und Marlboro zu verkaufen.

Der Islam wird aber nur gebraucht um diese Diktatur zu legitimieren. Das ging auch mit der Bibel wie im europäischen Mittelalter und funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie Stalin den Kommunismus missbrauchte. Über den Islam an sich sagt das nicht viel aus. Ausserdem wird Bildung im Iran sehr gefördert, der neue Präsident verhält sich trotz politischer Einengungen von allen Seiten relativ pragmatisch (was in den westlichen Medien nicht honoriert wird) und da viele Exiliraner ihr gegenwärtiges System kritisch sehen, bin ich Zweckoptimist und sage dieses Land hat Potenzial. Es wird sich nur anders entwickeln als der Westen möchte. Nämlich selbstbewusst und fordernd. Darum ist es auch eine akute Bedrohung für die westlichen Machthaber. Die Werte für die Frau Fallaci kämpfen will, sind jene dieser Machthaber. (sicher nicht meine!)

Diktaturen gab es immer und gibt es heute noch in allen Kulturkreisen. Reduziert man die iranische, syrische oder saudiarabische auf den Islam, vereinfacht man eine Debatte welche wirklich zu Lösungsansätzen führen könnte. Weder sie noch wir sind die Neandertaler. Auch wenn das von der Weltwoche suggeriert wird, in dem sie es ironisch auflöst. (Nebenbei bemerkt mit dieser Taktik machte sich auch Blocher unantastbar.) Die Weltwoche wiederholt immer wieder die gleichen Sätze über den Islam. Damit will sie aufzeigen, dass sich immer wieder zeigt, warum diese Religion und ihre Anhänger zu bekämpfen seien. Die einzigen die aber immer wieder auf Neue enttäuscht werden, sind die Menschen im Nahen Osten. Falls es dort vor 10 Jahren Menschen gab, die für eine Öffnung gegenüber dem Westen plädierten, nach dem Verhalten Israels in dieser Zeit und dem zweiten Irak Feldzug haben sie es sicher aufgeben oder sehr sehr schwer.

Spannenderweise ist eines der häufigsten Argumente gegen eine Entwicklung des Islams, dass er es nicht schaffte Kirche und Staat zu trennen. Denn politische Themen sind keine Glaubenssache, sondern abwiegen zwischen vernünftigen Argumenten. Wenn man aber die Regionen in denen islamisch geprägte Regime herrschen, auf ihren Islamismus reduziert, ihnen die Unfähigkeit zur Säkularisierung vorwirft, macht man genau den gleichen Fehler. Man handelt aus dem Glauben heraus, diese Gebiete seien im Gegensatz zu den westlichen nicht fähig die Entwicklung zur Vernunft getrennt von Gott zu machen. Rationale Gründe für diese Annahme gibt es keine, nur ideologische. Oder die Studenten im Iran sind einfach zu dumm um zu lesen. Kann natürlich auch sein.

Dem Dialog mit den andern Ländern, die nicht nur aus afrikanischen Arbeitslosen und fundamentalistischen Muslims bestehen, kann sich der Westen nur stellen, wenn er sich auf echt freiheitliche Werte besinnt. Dazu müsste die Ausbeutung der dritten Welt aufhören, der Neokapitalismus und seine Königreiche die undemokratisch organisierte Multinationalen Konzerne grundsätzlich kritisiert werden, also in den Spiegel geschaut und nicht auf die Bösen Bösen da draussen gezeigt werden. Davor haben gewisse Leute anscheinend Angst. Kein Wunder bei der Scheisse die sie dauernd anrichten.

*Roger Köppel ist wieder Chefredaktor der Weltwoche und scheint sie schon emsig mitzugestalten.

7 comments:

Das Margeau said...

Der Islam ist eine Religion die dem Christentum um ca. 600 Jahre voraus ist. Eigentlich ist es sogar die gleiche Religion. Nur das der Islam den Papst nicht anerkennt und Jesus nicht der alleinige Sohn Gottes ist, sondern nur ein kleiner Prophet. Sie stellen Jesus sogar mit Mohamed gleich. Das ist auch gut so.
Das Problem ist und bleibt nun die Interpretation der Religionen. Viel Priester sowie Immams haben eine Verantwortung, die leicht ausgenutzt werden kann. Das beste Beispiel; Im Koran steht nichts über die Kopfverdeckung der Frauen, das wird eher im alten Testament erwähnt(Bibel etc) und das auch ist ein Frage der Interpretation...
Die Muslime sind nun mal strenggläubiger als die Christen.
Im Iran kommt auch noch das Problem das die Religion fast zu einem staatlichen Produkt wurde. Sehr viele Iraner und vorallem Iranerinnen haben ein grosses Problem mit ihrer eigenen Regierung. Sie wollen eine öffnung zum Westen. Dann kommt jedoch das aber; Wenn sich ein Iraner oder eine Iranerin gegen den Staat selbst stellt,so wird er oder sie sehr schnell als Ungläubiger oder antiislamisch eingestuft, selbstverständlich nur vom Staat. Das ist das eigene Todesurteil... Ich persönlich glaube das die Regierung Irans, solange sie sich an diesen Wächterrat und den Islam bindet, eine Bedrohung für die ganze Menschheit ist.

Anonymous said...

sehr geehrter herr klein

sie haben da eine sehr interessante blattkritik verfasst. aber eben nicht mehr als das. durch die schaffung einer antihaltung gegenüber der weltwocheredaktion bleibt es ihnen verwehrt einen autarken standpunkt zu vertreten und das nimmt ihrem pledoje genau die gleiche feinheit und jurnalistische qualität wie sie ihrer meinung nach der weltwoche fehlt.

Das Margeau said...

Herr Köppel,
denken sie nicht das eine antihaltung gegenüber eine Zeitschrift gerechtfertig ist, die vom Krieg der Kulturen spricht und diesen absichtlich provuziert?
Die Weltwoche wird auf grund von ihren gut verfassten berichte und ihrer "journalistischen qualität" meist von der mittleren bis zur oberen schicht unserer gesellschaft gelesen, und wenn da vom krieg der kulturen gesprochen wird, geschmückt mit ein paar sehr tollen wörtern, dann kauft das auch noch der gebildete, jedoch kurzsichtige, student von neben an ab.Wenn man nur von einer Seite berichtet wie die Weltwoche, oder zu mindest unausgeglichen, dann kann man da auch wirklich nicht von journalistischer feinheit reden. Aber eben; wenn man nicht Partei ergreift und ein bisschen provuziert, dann lässt sich das Produkt "Bericht" auch nicht verkaufen.

Anonymous said...

sehr vereehrtes margeau

sie haben da etwas falsch verstanden. die weltwoche ist eine wochenzeitung, wie der name schon sagt. ein meinungsbildendes printmedium und keine berichterstattende tageszeitung.
und ich gehe davon aus das die mittlere und obere schicht und der gebildete und kurzsichitge student (hoffentlich mit brille) auch noch etwas anderes lesen als nur die weltwoche oder die woz meinetwegen.
das der herr klein über den "kampf der kulturen" geschrieben hat ist der grund warum die weltwocheredaktion keine berichte verfasst sonderen die welt -politische, -kulturerlle lage kommentiert. um eine debatte zu führen über genau diese aktuellen und zu disskutierenden themen die kontroverse standpunkte benötigt um nicht zu versanden.
und diese finde ich leider gottes nicht in herr kleins blattkritik.

saile klein said...

wow roger köppel schreibt auf meinem kleinen bescheidenen blog... dass kann ich fast net glauben...

saile klein said...

und tu s eigentlich auch nicht... bei den vielen schreibfehlern...:-) schön wärs trotzdem

Das Margeau said...

Selbstverständlich verstehe ich das was sie meinen. Trotzdem stellen sie mir jetzt unter, denn Unterschied zwischen einem Bericht und einem Kommentar nicht zu kennen. Sie sagen selbst das die Wochenzeitung keine Berichte verfasst sondern Kommentare über die Weltpolitik etc(und noch ein paar schöne Wörter). Ich habe in meiner Aussage erwähnt das die Feinheit einer sehr guten journalistischen Arbeit darin besteht, keine Partei zu ergreifen, oder zu mindest nicht zu weit abzuschweifen von einer angemässenen Neutralität. Sie sagen das die Weltwoche kommentiert. Das streite ich auch nicht ab, denn in einem Kommentar kann man ruhig und gelassen seinen Senf dazugeben. Versuchen sie mal aber in einem Bericht von einer Behörde, der Polizei zum Beispiel, ihren Senf dazu zu geben! Sie werden sebst merken, das sowas nicht geht, weil es nicht die Wahrheit ist und ziemlichen Aerger gibt.
Ich frage mich jedoch ob sie vielleicht die Debatte selbst missverstanden haben...Bringen sie doch mal gute Argumente was die Berichte der Weltwoche rechtfertigt und wenn möglich über denn Kampf der Kulturen.