Thursday, July 05, 2007

Besuch von Chirstoph in Dirty Oldtown

Das rhetorische Vorbild von Christoph Blocher: Trudi Gerster


Es ist schon ein paar Wochen her und ich bin noch nicht dazugekommen über den Besuch von Christoph Blocher zu berichten. Als alter Anarchist hab ich natürlich ein zwiespältiges Verhältnis zu Blocher. Einerseits will er den Staat abbauen, was ich ne tolle Idee finde. Nur macht er das aus der falschen Motivation heraus, die Macht an das Kapital weiterzureichen. Herr Blocher hat also keine grundlegenden politschen wie philosophischen Erkenntnisse, die weiterreichen würden als bei jedem Wichtigtuer. Es gibt keine besseren oder schlechteren Menschen, nur solche die besser sein möchten als andere. Herr Blocher gehört zu diesen. Er versteckt es aber, was den Glauben daran, dass er seine eigen Person genügend reflektiert, unmöglich macht.

Der Auftritt von Blocher wurde im Zusammenhang mit der Heirat von Jasmin Hutter möglich, welche wie ich im Rheintal aufgewachsen ist. Jasmin Hutter ihres Zeichens inkompente Nationarätin und grossmäulige Rassistin wurde kürzlich von einem Raubvogel angegriffen. Tiere haben gute Instinkte. Sie hat das populistisch natürlich gleich genutzt und gemeint "Ich habe halt sein Revier betreten, da hat er sich gewehrt." Leider hat Frau Hutter in diesem Fall wiedermal nicht genügend differenziert. Sein Revier verteidigt man nur, wenn man sich bedroht fühlt. Sie ist im Erzeugen des Gefühls dieser Bedrohung anscheinend so gut, dass ihr das sogar Vögel abkaufen. Jasmin Hutter ist von dem her noch interessant, da sie soweit ich weiss, so ziemlich in allen normalen Schulen gescheitert ist. Bis sie in der Firma ihres Vaters landete, der ihr wieder auf die Beine half. (sowas nennt man sozialistische Familienstruktur) Damit hätte ich keine Probleme, wenn ihr Übervater Christoph nicht immer predigen würde: Leistung, Leistung, Leistung. Aber Achtung das ist ein Widerspruch und der hat bei der SVP nichts zu suchen.

Darum zurück zu Märlionkel Blocher. Das ist er ohne Zweifel. Er erinnert mich vom Tonfall her sehr an die Märlitante Trudi Gerster. Passt formal und vom Inhalt her ja auch. Blocher redet gut eine Stunde lang. Wie bei einem Märli ist der Inhalt von nicht allzu anspruchsvoller Natur. Aber ausdrücken, dass kann sich dieser Mann. Er fühlt sich offensichtlich auch wohl, denn ausser uns, darunter ein paar Punks, sind praktisch nur treu ergiebige Schweizer im Saal. Sie lassen sich von Blochers netter Stimme zu nebeln. Er spricht so, dass sie es verstehen. Schwieriger muss die Welt ja nicht sein. Macht heisst immer Abstraktion. Die braven Bürger im Sonnensaal lassen sich ihre Welt gerne abstrahieren, gerade in dieser verrückten Zeit, wo einem jede Form von Identität genommen wird. Ein Kumpel von mir aus der Sekzeit, will nach dem Blocherischen Vortrag partout nicht mit mir reden, da er sich offensichtlich dieses kleine kurze Glückgefühl einer vermeintlichen Klarheit, von diesem blöden Kritiker Saile Klein nicht stehlen lassen will.

SaileKlein hat sich schon mal mit Blocher beschäftigt:Blocher und Hodler by SaileKlein (all Images stolen!)

Zum Inhalt des Vortrags ist wirklich wenig zu kommentieren, denn Blocher sagt nicht viel. Wie seine auf Parteistrategie getrimmten Jünger, welche sich vor dem Vortrag mit glänzenden Augen um ihn scharen, bleibt seine Rede auf einige wenige Kernbotschaften reduziert. Jeden Widerspruch zum Beispiel zwischen global handelnder Wirtschaft im Neoliberalismus und dem Nationalismus welchen er verbreitet, wird gekonnt umschifft. Nach dem Vortrag dürfen ihm die Leute im Saal Fragen stellen. Das hat den Hauch von Basisdemokratie, was angesichts der Antworten Blochers aber ein Hohn bleibt. Denn wird eine kritische Frage gestellt, so weicht Blocher einfach aus. Nachfragen darf man nicht, denn jeder kriegt nur eine Frage. Spannend ist, wie Blocher sich auf der Bühne bewegt. Er hat schauspielerisches Talent, wirbelt mit den Armen, lacht im richtigen Moment und wird kurz darauf wieder ernst.

Blocher ist der erste Marketingpolitiker der Schweiz. Es ist beängstigend wie schlau dieser kleinwüchsige Kerl ist. ( Diktatorengrösse) Dabei wird die demokratische Politik zum Spielball der Emotionen. Wichtig ist nicht was ist oder sein könnte, sondern was so dargestellt werden kann, dass es das Publikum emotional aufnimmt. Dabei geht Blocher weder in diesem Vortrag noch in Diskussionen auf politische Zusammenhänge ein. Er verniedlicht sie höchsten zur Unkenntlichkeit und wiederholt dabei immer wieder "Schweiz ist super, Ausländer raus, Neutralität für alle, Unabhängigkeit, böse Linke... usw." Darin ist folgendes, schon aus den USA bekannte Prinzip Politik zu machen, erkennbar. Was man konkret regiert und was man den Leuten erzählt, muss nicht zusammenhängen. Der eine Teil ist konkrete politische Arbeit (bei Blocher ist das z. B. Abbauen von Rechten der Bürger, Umverteilung nach oben, total Liberalisierung der Märkte) der andere ist der Verkauf dieser Poltik (bei Blocher ist das z. B. auf Ausländer rumhacken, von Freiheit für alle, speziell für die Schweiz schwafeln, den Mythos der Schweiz als Realität zu bezeichnen.) Aufzupassen, dass sich die gemachte Politik und verkaufte Politik ja nicht zu nahe kommen, vor allem dort wo kritische Widersprüche auftauchen, darin ist der Blocher ein Meister.

Übrigens der Titel der Veranstaltung war: "Wirtschaft und Sport: Ist die Schweiz noch spitze?" Welche Antwort darauf rauskam, wusste man schon vorher. Ja, sie ist es noch, aber wir müssen verdammt aufpassen, dass sie es bleibt. Bla Bla.

No comments: